Geschichte, Basis und Potential der Ortho-Bionomy®
Ein Geschenk an die Welt
Arthur Lincoln Pauls (1929 – 1997) arbeitete nach dem Studium der Osteopathie bevorzugt mit weichen Positionierungstechniken nach Dr. Lawrence Jones. Sie können durch die gezielte Lagerung des Klienten Gelenkblockaden und muskuläre Verspannungen lösen. Das in der ostasiatischen Philosophie und Medizin verankerte Konzept einer strukturierten und lenkbaren Körperenergie leitete A.L. Pauls bei der zunehmenden Präzisierung und Verfeinerung seiner energetischen Körperarbeit, die er Ortho-Bionomy® nannte. Es bedeutet, frei übersetzt: den Regeln des Lebens folgen. Während der Behandlung folgte Arthur Lincoln Pauls in meditativer Präsenz, achtsam und aufmerksam, den vorhandenen strukturellen, dynamischen und energetischen Körper- und Bewegungsmustern. Er begleitete, akzentuierte, stimulierte oder verstärkte diese wohl dosiert und stellte fest: Der Körper findet von selbst hinein in eine stressfreie (belastungsfreie) Reorganisation seiner inneren Regulationsprozesse. In der Praxis stellte sich heraus, daß die stimulierten Prozesse nicht nur auf der körperlichren Ebene sondern auch auf die geistigen und emotionalen Strukturen des menschlichen Seins integrierend und verbindend einwirken. Ihm wurde bewusst, daß er damit eine Methode entwickelt hatte, die die Entfaltung des ursprünglichen Konzepts (von innerer Harmonie, Ausgeglichenheit und Verbundenheit eines Menschen) – „the evolution of the original concept“ wirksam unterstützt. Pauls begann die Ortho-Bionomy® zunächst in den USA und Kanada zu unterrichten. Ab 1985 weitete er seine Lehrtätigkeit auf Europa aus. (Italien, Frankreich, Osterreich, Schweiz und Deutschland). Inzwischen gibt es in Europa zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten zum Ortho-Bionomy® -Practitioner. Die von ihm mitbegründete Ortho-Bionomy® European Association of Teachers (OBEAT) hat verbindliche Ausbildungsrichtlinien für alle in Europa tätigen LehrerInnen erarbeitet. Jährlich findet ein 4-tägiges Treffen der OBEAT statt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht die Körperarbeit des Osteopathen A.L. Pauls in Europa als eigenständiges Verfahren zu verbreiten, zu sichern und weiter zu entwickeln.
Die Basis der Ortho-Bionomy®
Schmerzfreiheit, das oberste Prinzip
Alle Techniken vermeiden „nozizeptive Impulse“ (gefahr- und schädenanzeigende Meldungen (neurobiologisch: Afferenzen). Der Körper wird in schmerz-, stress- und belastungsfreie Positionierungen geführt. Der Einfluss des Parasympathikus nimmt zu und sorgt für Entspannung, Regeneration und den Aufbau körperlicher Reserven. Das Erinnern der Zellen, die Aktivierung des Zellgedächtnisses wird auf neuronaler Ebene gebahnt und dem Verständnis von A.L. Pauls nach, kann sich dann der innere Raum öffnen, in dem der Körper angemessen und unbeeinträchtigt von konditionierten Ängsten, Bewegungs- und Haltungsmustern neue Möglichkeiten von innen heraus in die Schmerzfreiheit, in die Regeneration hinein, reguliert.
Absichtloses, achtsames Wahrnehmen, Begleiten und Folgen
Grundsätzlich wird den spürbaren Bewegungsströmen von Energiefeld, Geweben, Organen, Muskeln und kranialen Strukturen gefolgt. Wohl dosiert werden die feinen oszillierenden („schwingende“, „schwankende“, „schaukelnde“, „pulsende“, sich „ausdehnende“, „zusammenziehende“ „atmende“,“vibrierende“) Mikrobewegungen stimuliert. Mit einer fundiert entwickelten „Hands-on-Praktik und Körper-Positionierungstechnik folgt der/die Ortho-Bionomy-PractitionerIn diesen Mikrobewegungen. Über sanfte Verstärkung/Übertreibung, über energetische Reflexe werden die Bewegungsströme stimuliert und aktiviert.
Dies geschieht in einer achtsam- und aufmerksamkeitsorientierten Wahrnehmung und einer liebevoll annehmenden, nicht wertenden, absichtslosen Haltung.
Diese Haltung ist mit dem vergleichbar was der Yogalehrer R.Sriram im BDY-Heft 05-10/2013 als den yogischen Zustand vairagya beschreibt: „großer innerer Gleichmut, wo man bemüht ist, andere Menschen nicht zu verurteilen oder die Dinge der Welt, mit denen man involviert ist, nicht zu sehr an sich heran zu lassen.“
Im „ortho-bionomischen“ Kontext erhält der Körper ein sensomotorisches Feedback, da die Impulse des Practitioners die z. Zt. möglichen Bewegungsmuster auf den unterschiedlichen Ebenen verstärken (siehe Techniken). Der Körper wird unter dem Hintergrund seines „inneren Wissens“, sanft ermuntert (provoziert), neue Möglichkeiten zu generieren.
Strukturelle, dynamische und energetische Techniken erlauben einen jeweils unterschiedlichen Zugang in das Körpersystem hinein. Viszerale und craniale Techniken geben ergänzend sanfte Impulse in das Organsystem und den Schädelbereich. Sie erhöhen den Einfluss des Parasymphatikus und fördern die Aktivitäten von Hormon- und Nervensystem. Das Energiefeld des Körpers wird stimuliert und balanciert.
So wie der Körper sensorisch im Kontakt mit der Außenwelt Signale verarbeitet und vermittelt, so verarbeitet und vermittelt das Energiefeld innere und äußere energetische Signale. Diese Prozesse hinterlassen ihren Niederschlag sowohl in der körperlichen Struktur wie auch im Energiefeld selbst.
Darüber hinaus ist das körperliche Energiefeld stets mit den übergeordnetem Ordnungssystem verbunden, das Max Planck, Begründer der Quantentheorie bereits 1944 als „ursprüngliches Energiefeld“ beschrieb. Ein Energiefeld, das alle Lebewesen, den Planeten und das gesamte Universum miteinander verbindet. Die Yogalehrerin Lucia Nirmala Schmidt verweist in ihrem Artikel „Yoga und Faszientraining“ auf die Vergleichbarkeit der Aussagen mit den alten Schriften, der Veden hin. (BDY-Heft 01 (02/2014), S. 36)
Die Wahrnehmung des Energiefeldes kann sich durchaus unterschiedlich gestalten. Ich nehme es wahr als feinstoffliche 2. Haut, die als Abbild des evolutionären, biographischen, geistigen und psychosomatischen Gesamtzustandes nach innen (in die Körperstruktur) und nach außen wirkt: ausstrahlt (Ausstrahlung). Ebenso wie Muskulatur und Gewebe kann das Energiefeld „verdichten“ oder „ausdünnen“, „weich“ oder „hart“ werden. Entsprechend strahlt es mehr oder weniger in das von Planck beschriebene „ursprüngliche Energiefeld“. Auch hier können je nach Vitalität Informationen optimal, eingeschränkt oder um es mit Pauls Worten zu sagen, „missverständlich“ ausgetauscht werden.
Ortho-Bionomy® vom persönlichen Selbst zum universellen Potential
„Die Verletzungen, Krankheiten und Gefühlskonflikte, die man sich im Laufe eines Lebens unbewusst zufügt, resultieren aus dem, was ich „Missverstehen“ nenne. Die Ortho-Bionomy erlaubt es, (den Menschen) zum Verstehen hinzuführen, damit er, ausgehend von diesem Verstehen, angemessen und unbeeinträchtigt von Gewohnheiten und Ängsten reagieren kann. Natürlich handelt es sich hier nicht um ein bewusstes oder mit Worten auszudrückendes Verstehen. Es ist üblicherweise unbewusst und kann gelegentlich als innere Stimmung wahrgenommen werden. Dieses Verstehen ist von Natur aus in jeden von uns vorhanden, soweit wir frei sind von Angst und anderen energetischen Blockaden“ (A.L. Pauls zitiert im Lehrbuch der Ortho-Bionomy von K.Weber & M. Wiese, Sonntag-Verlag, Stuttgart 2001 S. 4)
Berührung läßt das Herz mit Körper und Seele schwingen
Meinem Verständnis nach definierte A.L. Pauls die ganzheitliche Wirkungsweise der Ortho-Bionomy® als Entwicklung hin zum ursprünglichen Zustand: „the evolution of the original concept“. In unserer äußeren Realität sind wir vorwiegend mit unserem persönlichem Selbst beschäftigt: mit unseren Ängsten und Sehnsüchten- mit dem was wir attraktiv finden und mit dem was wir ablehnen. Es vereinnahmt uns in so hohem Maße, das unsere Wahrnehmung von Bewertungen, Konditionierungen und Unverbundenheit geprägt wird. Diese Prägung behindert und schränkt uns darin ein, die Realität ohne Fixierung, ohne Urteil, ohne Widerstand, wahrzunehmen. Die ganzheitliche Selbsterfahrung im „ortho-bionomischen® Kontakt“ ermöglicht es uns, die Kontrolle über unser Erleben los zu lassen und stattdessen entspannt, spürend und verbunden mit unserem Körper, dessen innerer Kraftquelle zur Entfaltung zu verhelfen. Oft geschieht das ganz „leise“ und „zart“ bis diese Kraft aus dem Unbewussten ins Bewusstsein gelangt. Die ortho-bionomische® Begleitung führt zu einer inneren Erfahrung des Beschützt- Angenommen- und Aufgehoben-Seins. Sie erlaubt es uns, die äußeren Dinge, Ereignisse und Situationen wieder mit den Augen unseres (emotionalen) Herzens zu sehen und führt uns über unseren Körper wieder in eine Herzensbindung mit uns Selbst. Zurück zum ursprünglichen Zustand: „the evolution of the original concept“ und dessen universellem Potential.
Arthur Lincoln Pauls
„Pauls entwickelte unter dem Hintergrund seines holistischen, energetischen Körperverständnisses die somato-energetischen Techniken, die heute die Ortho-Bionomy ausmachen.“