Warum Ortho-Bionomy® im Yogaunterricht

Nutzen der Ortho-Bionomy® im Yogaunterricht

Die Praxis der Asanas wir oft durch erworbene und lebenslang gebahnte Haltungs- und Bewegungsmuster eingeschränkt bzw. erschwert. Die Anwendungstechniken der Ortho-Bionomy bieten vielfältige Zugangswege, um diese kompensatorischen Haltungs- und Spannungsmuster aufzulösen, damit der Körper von innen heraus, selbst- regulierend neue Lösungen in der Asana-Praxis findet.

Ursachen für eine eingeschränkte, erschwerende Asana-Praxis

Kaum ein Körper befindet sich in einer idealen Neutralstellung aus der heraus er jede Bewegung physiologisch, jede Asana idealtypisch umsetzen kann. Die Ursachen sind mannigfaltig: Innere Grundhaltungen und emotionale Stressmuster („die Angst sitzt mir im Nacken“- „das geht mit an die Nieren“) die Bewegungskultur einer Gesellschaft und vor allem das Erlernen und Kopieren von Haltungs- und Stressmustern (erst von Vater, Mutter, später von Cliquenmitgliedern) führen häufig zur Verformung des Körpers und insbesondere der Wirbelsäule. Die optimale Statik und Ausrichtung des Körpers im Raum verliert sich. Es kommt zu chronischen Muskelverkürzungen und Überdehnungen: zu niedrigen bzw. zu erhöhten Körperspannungszuständen, zu Einschränkungen im Atemablauf und zu Veränderungen von Gelenkpositionen. Nicht zu vergessen die Auswirkungen auf Stimmungslagen, auf Organe, sowie auf das Hormon- und Herz-Kreislaufsystem.

Ein verkrümmter Rücken (Kyphosierung oder Lordosierung der Wirbelsäule), Stauchung des Beckengürtels mit absinkendem Brustkorb, beengtes Atmen, dauernder Druck auf die Lendenwirbel sind Haltungsmuster, denen ich im Yogaunterricht oft begegne.

Das Erlernen neuer Bewegungsmuster (z.B. das innere Aufrichten der Wirbelsäule durch Maha-Bandha und das Positionieren in die Asana) erleben die SchülerInnen erst einmal als neues Anpassungserfordernis. Sie adaptieren die neuen Herausforderungen unter dem Hintergrund der erworbenen Haltungs- und Bewegungsmuster. Diese prägen häufig, die im Yogaunterricht ausgeführten Bewegungsabläufe und die Praxis der Asanas. Das manifestierte Haltungs- und Bewegungsmuster wird als normal und richtig empfunden.

Körperwahrnehmungsübungen und Techniken sind ein erster und wichtiger Schritt, das Bewusstsein des Einzelnen zu trainieren und die Sensibilität für das eigene Bewegungs- und Haltungsmuster zu schärfen. Verliert sich diese innere Aufmerksamkeit z.B. durch die Erfordernisse des Alltags fällt der Körper häufig wieder in die alt bekannten, gewohnten Haltungs- und Bewegungsmuster zurück, so das eine nachhaltige Veränderung oft erst nach Jahren vollzogen ist. Woran liegt das und wie ist dieser Prozess zu beschleunigen?

Mögliche Gründe für die Manifestation von Haltungs- und Bewegungsmustern

Große Teile der neuronalen Informationsmuster, die das jeweilig individuell erworbene „funktional-kompensatorische Muster“ gestalten, entziehen sich dem Bewusstsein.

Denn diese Muster sind nicht nur mit den weit vernetzten Gedächtnisstrukturen der Großhirnrinde verbunden, sondern auch mit den Gedächtnisstrukturen der philogenetisch älteren subcortikalen Hirnabschnitten (z.B. Limbisches System: Aufgaben: erkennen, verarbeiten, regulieren und weiterleiten von Emotionen, Entstehung von Triebverhalten; Gedächtnis; wesentlicher Bestandteil des Belohnungssystems; Regulierung des vegetativen Nervensystems; Verarbeitung sensorischer Stimuli wie z.B. Schmerz und Gerüche).

In diesem Hirnabschnitt werden vereinfacht gesagt, alle überlebensnotwendigen Funktionen neuronal gespeichert. Also auch alle unsere Erfahrungen (Traumata, äußere und innere Konflikte, berufliche wie privaten Anforderungen ) die in welcher Weise auch immer eine Bedrohung darstellen oder darstellten.

Die daraus resultierenden Schutzhaltungen finden auch hier ihren neuronalen Niederschlag und formen so unser ganzes Wesen und natürlich auch unsere Haltungs- und Bewegungsmuster mit.

Das gesamte Nervensystem steuert und kontrolliert alle unbewussten und bewussten körperlichen Prozesse. Es speichert die Bewegungs- und Haltungsmuster und sendet für deren Ausführung alle notwendigen Informationen z.B. zur Muskelaktivität- und Tonisierung an alle involvierten Körperbereiche.

Eine Störung in den neuronalen Nachrichtenbahnen, um Beispiel im Nervensystem selbst oder in Muskeln, Faszien, Sehnen und Bändern oder in den Eingeweiden oder den Wahrnehmungsorganen wie Auge, Ohr oder der Haut bedeutet zum Einen einen Informationsverlust und zum anderen führt dieser zu eingeschränktem Bewegungsvermögen, zu Fehlhaltung und zu Einbußen im Atmungspotential. Ergebnis: Unterversorgung aller Strukturen und in deren Folge: Bildung von degenerativen Symptomen wie z.B. Hüftgelenksbeschwerden und Bandscheibenvorfälle.

Die Bedeutung der Wirbelsäule als zentrales „somato-energetisches Aufrichtungs-Organ“ und „Nachrichtenkanal“

Bewegungs- und Haltungsmuster, die eine entspannte Aufrichtung blockieren, wirken sich auf den gesamten inneren Bereich der Wirbelsäule (Spinalkanal) ebenso aus wie auf ihren gesamten äußeren Bereich.

Hier führen sie zu Fehlstellungen in der oberen horiziontalen Ebene, im Schultergürtel: Schlüsselbeine, Schulterblätter, Schultergelenke, sowie der Rippen des Brustkorbs (eingesunken – hervorstehend). In der unteren horizontalen Ebene führen sie häufig zu Beckenschiefstand Beckenblockierung nach ventral (bauchwärts) oder dorsal (rückenwärts), und zu Fehlstellungen der Hüftgelenke. In der oberen vertikalen Ebene sind die Fehlstellungen der Schädelbasis und die damit einhergehenden Veränderungen der kranialen Gelenkfugen ebenso zu nennen wie Einwirkungen auf das Gleichgewichtsorgan und das Sehvermögen.

Veränderungen im inneren Bereich der Wirbelsäule führen zu Verwringungen der Hirn- und Rückenmarkshäute im Spinalkanal und beeinträchtigen so die neuronale Aktivität , den Austausch und die Vermittlung von Informationen in alle Körperbereiche hinein. Diese strukturellen Beeinträchtigungen wirken sich ebenso auf Sushmana-Nadi, dem feinstofflichen Nervenkanal im Inneren der Wirbelsäule (verläuft von der Basis bis zur Krone des Kopfes)

Ebenso aus, wie auf Ida-Nadi und Pingala Nadi (die beiden feinstofflichen Energiekanäle links und rechts neben der Wirbelsäule). Neuronal stehen diese Beiden im Austausch mit dem vegetativen Nervensystem (Ida mit dem Parasymphatikus, Pingala mit dem Symphatikus)

Eine strukturelle Veränderung der Wirbelsäule wird demnach auch den energetischen Fluss der Nadis beeinflussen und umgekehrt wirkt dieser auf die Struktur. Zudem können Organfunktionen beeinträchtigtwerden. Die Gelenkstellung verbundener knöcherner Strukturen erfahren funktions- hemmende Einschränkungen. Die Auswirkungen auf die Diaphragmen, die die Aufrichtung der Wirbelsäule maßgeblich unterstützen : Mundboden, Zwerchfell und Beckenboden, die wir im Yoga als Jalandhara-Bhanda, Uddiyana-Bhanda, Mula-Bhanda bezeichnen, nicht zu vergessen.

Gerade die feinen, nicht plötzlich, sondern allmählich auftretenden, kaum oder nicht bewusst wahrnehmbaren Veränderungen der Bewegungs- und Haltungsmusters im Laufe eines Menschenlebens führen letztlich zu einer „Schieflage der Nachrichtenvermittlung“ innerhalb des gesamten Nervensystems.

Gerald Hüter gebraucht dafür das einfache und einprägsame Bild Körper = schiefes Haus“ in dem man sich einrichtet. All anderen einzubauenden Systeme: Rohre, Waschbecken, etc. passen sich der Schieflage an. Man selber nimmt das Haus nicht als schief wahr, denn man wohnt ja in und nicht außerhalb von ihm. (in „Embodiment, S. 94).

> Kurstermine für YogalehrerInnen

Detlev Leuschner-Lenz

„Theater- Yoga- und Körperarbeit eröffneten mir vielfältige Erfahrungen über Körper, Geist und Psyche mein inneres Selbst zu erforschen, wertschätzen und lieben zu lernen. Diese Erfahrungen und deren Essenz fließen ein und prägen den Erfahrungsraum Ortho-Bionomy® , so wie ich ihn unterrichte“.